Anja Schulz

Mit Geld und Verstand

Finanzbildung – ein Thema das selbst in unseren Schulen bislang nur in homöopathischen Dosen verabreicht worden ist. Kein Wunder, dass sich Kinder und Jugendliche – auch deshalb – stark an ihren Eltern orientieren. Eine Umfrage von Mastercard und Bling hat ergeben, dass Eltern bei 79 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen die primäre Anlaufstelle für Finanzwissen darstellen. Dabei fühlt sich aber nur die Hälfte der befragten Erziehungsberechtigten überhaupt fit genug für eine angemessene Wissensvermittlung. Jedes fünfte Elternteil fühlt sich gar überfordert.

Das bestätigt auch eine groß angelegte OECD-Studie, die dieses Jahr veröffentlicht wurde. Demnach reicht das grundlegende finanzielle Verständnis bei vielen Erwachsenen nicht aus, um sicher im Alltag angewendet werden zu können. Dabei sind fundierte Entscheidungen gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten (samt inflationsbedingter Kostenbelastungen) wichtig für das finanzielle Wohlergehen.

Aus diesem Grund gehen die FDP-geführten Ministieren das Thema an. Ende März dieses Jahres haben das Bundesfinanzministerium (BMF) und das Bundesbildungsministerium (BMBF) die gemeinsame ‚Initiative Finanzielle Bildung‘ gestartet. Mit einheitlichen, systematischen und institutionalisierten Bausteinen soll das Wissen um Finanzen in Deutschland nachhaltig gestärkt werden – vom Kindes- bis ins Erwachsenenalter.

Die Arbeiten im Rahmen der Initiative erfolgen im Wesentlichen anhand dreier Eckpunkte: Einer nationalen Finanzbildungsstrategie, einer zentralen Finanzbildungsplattform sowie der Stärkung der Forschung zum Thema.

Anfang Dezember wurde nun einer der ersten Meilensteine vorgestellt: der Start der Finanzbildungsplattform mitgeldundverstand.de. Diese bündelt seitdem die vielfältigen Angebote im Bereich finanzielle Bildung, macht sie sichtbar und bereitet sie adressatengerecht für unterschiedliche Zielgruppen auf. In einem ersten Schritt berücksichtigt die Plattform die Angebote öffentlicher Akteure, dabei unter anderem Inhalte der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, der Deutschen Bundesbank, der Deutschen Rentenversicherung sowie zahlreicher Bundes- und Landesministerien. Über das kommende Jahr hinweg soll sie kontinuierlich erweitert und ausgebaut werden. In einem zweiten Schritt soll das Portal dann auch qualitätsgeprüfte, private Angebote beinhalten. Hierfür arbeitet das BMF derzeit an Kriterien der Qualitätssicherung und -kontrolle.

Einen weiteren Meilenstein stellt die am 28. November veröffentlichte Richtlinie zur Forschungsförderung des BMBF dar. Ziel der Richtlinie ist es, die Forschungs- und Datenlage zur Finanzbildung in allen Bildungsetappen des lebenslangen Lernens zu verbessern. Die geförderten Projekte sollen sich damit auseinandersetzen, wie finanzielle Bildung in den einzelnen Bildungsetappen zielgruppenspezifisch gefördert werden kann.

Parallel arbeitet das BMF, gemeinsam mit dem OECD, an der nationalen Finanzbildungsstrategie. Diese soll wesentliche Maßnahmen aufzeigen, die zur Stärkung der finanziellen Bildung in Deutschland ergriffen werden sollten. Bis Anfang nächsten Jahres soll hierzu ein erster Zwischenbericht aufzeigen, welche Finanzbildungsangebote bereits bestehen und wo wir bei der finanziellen Bildung in Deutschland stehen. Aufbauend auf diesem sog. Mapping-Bericht soll die Finanzbildungsstrategie für Deutschland im Herbst 2024 vorgestellt werden.

Dieser Dreiklang aus Plattform, Forschung Strategie wird dazu beitragen, dass Finanzbildung künftig in solchen Mengen zur Verfügung steht, dass sie ihre gewünschte Wirkung entfalten kann – und zwar indem sie eine Grundlage für finanzielle Unabhängigkeit und mündige Finanzentscheidungen schafft.