Die digitale Rentenübersicht – Wann sie kommt und was sie uns bringt
Mit dem Rentenpaket I hat die Ampel-Koalition ihr erstes großes rentenpolitisches Projekt umgesetzt. Die Rentenanpassung 2022, die Reaktivierung des Nachholfaktors und die Verbesserung der Erwerbsminderungsrente im Bestand ist nur der Auftakt für eine Reihe von Neuerungen, die für diese Legislaturperiode geplant sind. Deshalb wird auch das Rentenpaket II nicht lange auf sich warten lassen und soll noch in diesem Jahr in die Debatte gehen.
Darin soll die Mindestgrenze von 48% für das Rentenniveau festgesetzt werden. Um dies einhalten zu können, wird auch die Einführung der Aktienrente erforderlich sein. Für die FDP ist sie das Herzstück des Kapitels „Altersvorsorge“ im Koalitionsvertrag. Wir halten schon viel zu lange allein an der Umlagefinanzierung fest, denn unser Bevölkerungsdiagramm zeigt uns seit Jahren deutlich, dass das auf die Dauer nicht gut gehen kann. Es wird also Zeit endlich auch andere Finanzierungsmöglichkeiten mit ins Spiel zu bringen und die Aktienrente hat sich als passend erweisen, um unsere Rentenkasse ein Stück weit zu stabilisieren. Sie allein kann aber den Rentnerinnen und Rentnern von morgen noch keinen finanziell unbeschwerten Ruhestand ermöglichen.
Unser Rentensystem wird weiterhin aus einem Dreiklang von gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge bestehen. Die betriebliche und private Altersvorsorge, also zweite und dritte Säule, sind nämlich elementar, um den gewohnten Lebensstandard aus dem Erwerbsleben auch im Alter zu halten. Wieviel man im Alter zum Leben brauchen wird, muss jeder für sich selbst wissen und entscheiden. Möchte man regelmäßig in den Urlaub fahren? Wie groß soll der Wohnraum sein? Muss ein Auto unterhalten werden? Um zu bewerten, ob die bisherigen Pläne zur Altersvorsorge ausreichend sind oder ob doch noch aufgestockt werden sollte, braucht man jedoch erst einmal einen ordentlichen Überblick darüber, wieviel einem wahrscheinlich im Alter zustehen wird.
Hier kommt die Digitale Rentenübersicht ins Spiel: In einer übersichtlichen Darstellung sollen die Daten aus der Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung zusammengeführt werden mit den Angaben anderer Versorgungseinrichtungen. Ziel ist es, individuelle Anwartschaften aus allen drei Säulen in der Summe darstellen zu können. Dadurch sollen Versorgungslücken sichtbarer werden und das natürlich bereits in der Ansparphase, sodass sich noch Möglichkeiten bieten die Situation zu verbessern. Viel zu oft offenbaren sich kurz vor dem Eintritt in den Ruhestand böse Überraschungen, weil das erwartete Versorgungsniveau nicht mit der Realität übereinstimmt.
Wichtig für einen ordentlichen Überblick ist die Vollständigkeit der Angaben. Die Versicherer und Banken hierbei mit ins Boot zu holen ist dabei essentiell. Ab Herbst 2022 soll es eine erste Betriebsphase geben, in der verschiedene Versorgungseinrichtungen an das System der Rentenversicherung angebunden werden. Die Erfahrungen aus der Betriebsphase sollen dann dazu beitragen, den Regelbetrieb so reibungslos wie möglich einzuleiten. Dieser ist ab Herbst 2023 vorgesehen.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Nutzung und Bereitstellung der Daten an die Rentenversicherung freiwillig ist. Trotzdem ist es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich von der digitalen Rentenübersicht Gebrauch machen. Der Anteil der Über-65-Jährigen, die Grundsicherung beziehen, ist in den letzten beiden Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen. Das zeigt, dass es in Deutschland immer mehr Menschen gibt, die ihren Lebensstandard im Alter nicht halten können. Die digitale Rentenübersicht soll ein Instrument zur Selbstbefähigung sein, das den Bürgerinnen und Bürgern ein informiertes Handeln in ihrem eigenen Sinne ermöglicht. Dabei spielen natürlich immer die sozioökonomischen Möglichkeiten eine Rolle. Dennoch bietet die Digitale Rentenübersicht für viele Menschen vor allem in jungen Jahren eine sehr gute Grundlage zur eigenen Steuerung und Beeinflussung des späteren Rentenniveaus. Daher ist es erfreulich, dass Sie nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird.