Zeit, die private Altersvorsorge anzugehen
Heute hat das BMF den Abschlussbericht der ‚Fokusgruppe private Altersvorsorge‘ veröffentlicht. Für mich wird deutlich, dass die gesellschaftlich breit aufgestellte Expertengruppe den Handlungsbedarf einhellig erkannt hat – zumal die private Altersvorsorge das Rampenlicht auch verdient hat. Denn trotz des augenscheinlichen Reformbedarfs wurde die staatlich geförderte Vorsorge viel zu lange stiefmütterlich behandelt. In Zeiten, in denen die Gesetzliche Rente aufgrund des demografischen Wandels selten ausreichen wird, den gewohnten Lebensstandard zu halten, ist das ein Fehler. Im nun vorliegenden Bericht ist die Ampel-Koalition daher bereits einen Schritt weiter, als es die GroKo in der vergangenen Legislaturperiode war.
Besonders freue ich mich über die im Bericht enthaltene Empfehlung eines förderfähigen Altersvorsorgedepots. Die Option für Sparer künftig in geeignete Aktien, Fonds und ETFs zu investieren, schafft eine zusätzliche attraktive Form des privaten Vorsorge-Sparens. Zudem sorgt dies für fairen Wettbewerb zwischen Produkten mit und ohne Versicherungsmantel. Je nach Chancen-Risiko-Neigung kann so die individuell geeignetste Form gewählt werden.
Als Liberale haben wir seit langem für eine Lösung geworben, die Anlegern die Wahl über die jeweilige Anlageform überlässt. Mit der nun vorliegenden Empfehlung könnte die private Altersvorsorge einen immensen Schritt nach vorne machen.
Ein weiterer relevanter Punkt ist die angestrebte, und in meinen Augen längst fällige, Ausweitung der geförderten Altersvorsorge auf den Kreis der Selbständigen. Gerade in Zeiten in denen Erwerbsbiografien vom Wandel geprägt sind, ist es umso wichtiger geförderte Vorsorge anzubieten, die zu jeder Situation passt.
Mit Blick auf die derzeit bestehenden angebots- und nachfrageseitigen Hürden, enthält der Bericht ebenfalls eine Reihe begrüßenswerter Vorschläge. Eine vorgeschlagene digitale Vergleichsplattform mit verbindlichen Angabe der Renditeminderung durch Kosten wird den Wettbewerb und vor allem die Entscheidungsfindung für Sparer deutlich verbessern.
Dass die bestehenden 16 Millionen Riesterverträge Bestandsschutz haben, versteht sich von selbst. Mit der Option Garantieanforderungen zu senken und die 100 %-ige Bruttobeitragsgarantie zu reduzieren (sofern beide Vertragsparteien dies gleichermaßen einfordern) können jedoch insbesondere jungen Sparern deutlich bessere Renditeoptionen geboten werden.
Auch die Vereinheitlichung bestehender Zulagen sowie die Anpassung ihrer Höhe für bestimmte Gruppen, etwa Berufseinsteiger, können nachhaltige Anreize für die Beschäftigung mit der Altersvorsorge innerhalb der Bevölkerung schaffen.
Mit seinen gut 40 Seiten liefert uns der vorliegende Bericht der Fokusgruppe eine prägnante und ausgewogene Arbeitsgrundlage für die anstehenden Beratungen in der Ampelkoalition. Zugleich sind die Leitplanken für eine Reform der privaten Altersvorsorge ganz klar abgesteckt. Nun gilt es einen wichtigen Gesetzgebungsprozess anzustoßen. Ich freue mich darauf!